Matetee - Kräuterpampe oder Genussgetränk?

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Argentinien wäre nichts ohne seinen Matetee, des halb ein lustiger Funfact zum Anfang: Das Geheimnis der Verarbeitung des Mate (Pflanze) war Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten, bis es ein Deutscher herausfand. Heute ist es das Lieblingsgetränk einer ganzen Nation und auch in Deutschland könnt ihr es in verarbeiteter Form finden (zum Beispiel in den Getränken von Club Mate).

Erst einmal muss ich euch sagen, dass es viele verschiedene Varianten gibt: gezuckert, ungezuckert, mit Minze, mit Kamille oder Apfel (den bereitet meine argentinische Mutter manchmal zu), etc. und es gibt auch „Mate cocido“ (gekochter Mate) für die, die keine Blätter schlucken wollen oder als Variante für die Kleinen, denn die Yerba (Pflanze für den Matetee) ist fein gemahlen und teils schon gewürzt in Teebeutel abgefüllt und kann wie ein normaler Tee mit heißem Wasser aufgegossen nach kurzem Ziehen getrunken werden.

 

 

 

Mein erster Matetee schmeckte für mich etwas wie schwarzer Tee, wahrscheinlich weil ich sonst keinen Kräutertee trinke und der Matetee ungezuckert war. Mir persönlich gefällt die gezuckerte Variante besser, aber mittlerweile trinke ich den Matetee auch viel pur. Und dann gibt es auch noch Tereré, Yerba mit Saft, der im Sommer mit ganz viel Eis am besten schmeckt. Aber natürlich trinken viele Argentinier_innen auch in der Hitze Matetee.

Neben seinem Geschmack ist der Matetee und auch Tereré vor allem so beliebt, weil es Gemeinschaftsgetränke sind. Ich sehe hier kaum jemanden, der allein trinkt. Ob im Park, am Pool, im Garten oder einfach Zuhause, überall genießt man zusammen das Kräutergetränk.

Und so funktioniert das Mateteetrinken (ich erkläre die Zubereitungsweise meiner argentinischen Familie): Bereitet eine Thermoskanne mit heißem Wasser vor, nehmt eine Bombilla (Strohhalm aus Metall, extra für den Matetee) und den Mate (in diesem Fall ist das Trinkgefäß gemeint, das meist aus Holz oder Kürbis besteht) sowie die Yerba. Füllt den Mate etwa bis zur Hälfte mit Yerba (wenn ihr wollt gebt Zucker dazu, etwa zwei Teelöffel). Zum Schütteln verschließt ihr mit einer Hand die Öffnung und mit der anderen umfasst ihr den Fuß des Bechers. Ihr müsst nicht lange schütteln, einfach einmal kurz die kleinen Blättchen aufmischen. Dann füllt den Mate mit Wasser, solange bis die ganze Yerba benässt ist und steckt anschließend die Bombilla hinein.

Die Person, die den ganzen Vorgang durchgeführt hat, trinkt nun den ersten Mate, der meist sehr pur und nicht lecker ist. Danach wird in der Runde serviert, fangt einfach bei einem eurer Sitznachbarn an, aber merkt euch die Reihenfolge. Füllt den Becher erneut mit Wasser, achtet dabei darauf, dass ihr nicht kreuz und quer über die Yerba gießt, sondern an einer Stelle neben der Bombilla, sodass nach mehrmaligem Servieren ein Loch entsteht (das ist gar nicht so einfach, wie es jetzt klingt). Jede_r Trinkende_r in der Runde bekommt den Becher jeweils einmal und trinkt ihn aus (bis zu einem schlürfenden Geräusch), dann wird er an euch zurückgegeben und ihr befüllt ihn erneut mit Wasser und gebt ihm dem/der/d Nächsten.

Wenn ihr irgendwann das Gefühl bekommt, dass der Matetee seinen Geschmack verliert oder euch jemand um (mehr) Zucker betet, dann gebt einfach etwas Yerba bzw. Zucker dazu, bevor ihr den Becher erneut mit Wasser füllt. Ihr selbst trinkt am Ende jeder Runde.

Wenn jemand nicht weitertrinken möchte, wird er euch den Mate mit einem „Gracias“ zurückgeben.

Irgendwann, wenn keine weitere Yerba mehr in den Mate passt, der Geschmack sich durch’s Auffüllen der Yerba nicht verbessern lässt oder die Yerba schon so zusammengepresst ist, dass man Probleme hat durch die Bombilla zu trinken, spätestens dann solltet ihr die Yerba einmal komplett auswechseln. Benutzt dazu einfach die Bombilla wie einen Löffel. Ihr könnt sie einfach im Mülleimer oder sogar draußen entsorgen, weil es ja ein pflanzliches Produkt ist. Danach wiederholt ihr die oben genannten Schritte.

Meine Familie lässt die hölzernen Becher nach jeder Benutzung in Wasser einweichen oder wäscht sie einfach gleich aus, aber es gibt noch ganz andere Varianten der Reinigung.

Tereré trinkt sich übrigens fast genauso. Der Mate ist in diesem Fall aus Kunststoff und ist innen meist mit Glas versehen, um das Getränk besser kühl zu halten. Bereitet mit Saftpulverpäckchen und Wasser den Jugo (Saft) vor (die Anzahl der Päckchen kommt hier auf euren Geschmack und die Größe des Kühlgefäßes an, ihr könnt auch wieder eine Thermoskanne verwenden). Schüttelt das Gefäß gut und gebt noch ein paar Eiswürfel dazu, damit der Jugo richtig schön frisch und vor allem Kühl schmeckt (ihr glaubt gar nicht, wie viel das ausmacht). Füllt den Mate etwa bis zur Hälfte mit Yerba und gebt dann den Jugo dazu, gegebenenfalls gebt auch hier noch ein paar Eiswürfel dazu. Steckt die Bombilla hinein und wieder trinkt ihr den ersten Becher, bevor ihr zu servieren beginnt. Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Mateteetrinken.

Wie ich bereits erwähnte, gibt es viele verschiedene Varianten den Matetee oder den Tereré zuzubereiten und jede Familie hat ihre eigenen Traditionen.

Auf jeden Fall ist der Matetee ein ständiger Begleiter, sowohl in der Freizeit als auch auf Arbeit. Dass manche Schüler_innen ihn in der Schule trinken, davon habe ich noch nichts mitbekommen. In meiner Schule ist es jedenfalls untersagt.

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten kleinen Einblick in die Welt des Matetees geben.

Ganz liebe Grüße aus Argentinien,

Jette